Es ist noch nicht offiziell bestätigt, doch die Aussagen der Offiziellen deuten es an: Das Supertalent Leon Goretzka wird für die neue Saison zum FC
Schalke 04 wechseln. Wenn es für die Fans des VfL auch ein Stich ins blauweiße
Vereinsherz ist, so ist es für Goretzka und Schalke ein sinnvoller Wechsel. Vor
allem auf das Mittelfeld-Duo Goretzka/ Neustädter dürfen wir uns in der neuen
Saison freuen.
Zusammen mit dem nach Gladbach weitertransferierten
Christoph Kramer bildete Goretzka in den letzten Saisonspielen bereits eine
schlagkräftige Doppelsechs. Dabei musste Goretzka jedoch sein geliebtes box-to-box-Spiel
stark einschränken. Zu dominant war der Offensivdrang von Kramer, insbesondere bei einem Rückstand des VfL.
Goretzka hatte somit nur die Möglichkeit, sein strategisches Geschick aus tieferen
Positionen einzubringen. Dabei fielen insbesondere seine mit dem Außenrist geschlagenen Diagonalbälle auf die rechte Außenbahn
positiv auf. Diese drehen sich in Richtung der Außenlinie bzw. Eckfahne, so
dass der Außenspieler die Möglichkeit hat, mit einem Kontakt direkt nach Innen
oder die Linie lang vorbeizuziehen. Auch flache Lochpässe in den Rücken der Außenverteidiger (bei 1:20 min) hat Goretzka im Repertoire. Seine große Stärke bleiben jedoch
die dynamischen vertikalen Läufe und Dribblings, insbesondere nach einer
Befreiung aus dem gegnerischen Pressing. Hierbei ähnelt er sehr Luka Modric.
Mit Roman Neustädter
bekommt Leon Goretzka in Schalke nun einen kongenialen Partner an die Seite. Dieser
ist es gewohnt, neben eher vertikalen Spielertypen, wie Jones aber auch Höger, alleine
große Räume zu sichern. Seine Bewegungen sind eher horizontal und auf das erste und zweite Drittel beschränkt.
Darüber hinaus bevorzugt er es, seine langen Pässe aus einer zentralen oder halbrechten Position auf die linke Außenbahn zu spielen.
Wobei er jedoch eher Kurzpässe favorisiert. Beide Aspekte ergänzen sich ideal mit Goretzka. Dieser kann seine Vertikalität
durch die Absicherung voll ausspielen. Seine Diagonalbälle aus der halblinken
Position können den starken rechten Flügel mit Farfan und Uchida ideal
einsetzen. Insgesamt wäre das Schalker Spiel aus dem defensiven Mittelfeld
damit gut ausbalanciert.
Eine weitere wichtige Komponente für die Einbindung
Goretzkas in das Schalker Spiel ist die Interpretation der offensiven
Mittelfeldposition. Hier hat Schalke in der Rückrunde mit Draxler und Raffael relativ
variabel agieren können. Je nach Gegner wurde eine flügellastige oder vertikale Spielweise oder sogar eine hängende Spitze implementiert. Für
Goretzka ist sicher die erstere Variante von Vorteil, da so Räume für seine
dynamischen Vorstöße geschaffen werden. Sein Abschluss sollte er dafür jedoch
weiter verbessern. In der laufenden Saison hat er kein Tor mit dem Fuß erzielt
und mehrere 100 %-ige Torchancen liegen gelassen.
Zusammenfassend hat Goretzka in Schalke perfekte
Bedingungen, sich weiterzuentwickeln. Läuft es gut, kann er mit 18 Jahren
bereits Erfahrungen in der UEFA Champions League sammeln. Es sei ihm zu
wünschen, dass Jens Keller ihm die Chance dazu bietet. Zwar sind die Konkurrenten Jones und Höger ähnliche Spielertypen und verfügen über deutlich mehr Erfahrung. Die theoretischen
Rahmenbedingungen lassen jedoch vermuten, dass sich dieses Vertrauen für Keller
auszahlen könnte.
So viele Möglichkeiten der Wechsel für Schalke 04 und Leon
Goretzka auch bietet, der VfL Bochum steuert einer extrem schwierigen Saison
entgegen. Mit Goretzka, Kramer und Rzatkowski verliert der Verein quasi sein
komplettes Stammmittelfeld. Da auch Dabrowski seine Profikarriere beendet und der Vertrag von Toski nicht verlängert wird, steht Bochum momentan ohne einen
Sechser im Stamm-Profikader. Das Geld aus dem Goretzka-Transfer muss auf jeden
Fall erfolgreich investiert werden. Weitere Misserfolge in der Einkaufspolitik
werden wohl erneut den Abstiegskampf in der zweiten Liga zur Folge haben.
Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.