Nach dem 0:4 im Spiel gegen Union gibt es in den Foren wieder Diskussionen über mögliche Systemwechsel und alternative Besetzungen. Im folgenden Artikel möchte ich kurz meine Ideen zu diesem Thema zusammenfassen.
Das offensive Flügeldilemma
Der VfL hat im Moment keine offensiven Flügelspieler, die in der Lage sind, das Spiel vom Flügel aus zu machen oder mit Zug in Richtung Tor zu gehen. Cwielong wurde durch die Manndeckungsaufgaben seine primäre Stärke im Pressing, das Belauern von Passwegen, genommen. Seitdem ist er defensiv überfordert und offensiv kommt von ihm nichts außer dass er am langen Pfosten auf Ablagen oder Flanken lauert. Tasaka müsste viel stärker vom Flügel in den Zwischenlinienraum ziehen, er hat aber Probleme, wenn er den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen muss. Die einzigen Alternativen für die Flügelpositionen sind die aktuellen Außenverteidiger Felix Bastians und Slawo Freier, Christian Tiffert sowie der junge Unur Bulut. Tiffert wurde bereits sporadisch dort eingesetzt. Ihm fehlt jedoch die Dynamik, um aus einer breiten Grundposition aus dem Stand heraus Fahrt aufzunehmen. Seine Stärken kann er eher ausspielen, wenn er aus der Tiefe diagonal Tempo aufbauen kann. Letzterer ist zwar defensiv stabiler als Cwielong und Tasaka besitzt aber auch keine große offensive Durchschlagskraft. Grad bei aussichtsreichen Kontersituationen zeigt Bulut häufig nervositätsbedingte Hektik und schlechte Entscheidungsfindung. Als Alternative bietet sich deshalb ein System mit einfach besetzten Flügeln an.
Einrücken der Außenverteidiger
Bei den Gegentoren gegen Union zeigten sich große Probleme bei Bastians und Freier, Unterzahlen im Strafraum oder Herausrückbewegungen der Innenverteidiger durch einrückende Bewegungen zu kompensieren. Von daher würde ich, wie auch bereits im Blog vorgeschlagen, auf einer Formation mit einer flexiblen Absicherung der offensiven Außenverteidiger aufbauen, d. h. die Abwehrkette durch einen zusätzlichen Halbverteidiger, z. B. Acquistapace oder Butscher, verstärken, damit Freier und Bastians ihr Offensivpotential besser ausspielen können.
Sinkiewicz Rückkehr
Das einzig positive am Spiel gegen Union war die Rückkehr von Lukas Sinkiewicz. Er brachte sofort Stabilität und Präsenz in Bochums defensives Mittelfeld. Aufgrund seiner Physis und Spielintelligenz ist er perfekt geeignet für die Position zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld. Durch den Ausfall Patrick Fabians ist es nicht unwahrscheinlich, dass er gegen Dresden sein Comeback in der Startelf feiert.
Fokus auf Konterspiel und sichere Ballzirkulation
Da die Idee aus dem Blog damals noch auf einer dominanteren Spielanlage basierte und ich mittlerweile einsehe, dass der VfL nie ein Ballbesitzteam wird, würde ich meinen damaligen Vorschlag personell etwas anpassen. Tiffert wird nicht als tiefliegender Spielmacher installiert und behält seine Rolle als diagonaler Sechser aus der Tiefe bei. Sinkiewicz wird zentral als Zwischending aus Innenverteidiger und Vorstopper installiert und bei der Verteidigung des Zwischenlinienraums von Jungwirth unterstützt. Tasaka nimmt eine zentrale Rolle als 8er/10er ein. Ilsö pendelt zwischen 10er und hängender Spitze. Freier und Bastians fungieren als Flügelläufer, die je nach Höhe des Balles zwischen Außenverteidigern und Außenstürmern wechseln.
Vorschlag für eine alternative Grundformation |
Defensiv wird wie bisher Beton angerührt. Es wird ein tiefes Mittelfeld bzw. Abwehrpressing gespielt, wobei durch die Außenverteidiger und die Rolle von Sinkiewicz flexibel zwischen einem 3-4-3, 4-3-3 und 5-2-3 gewechselt werden kann. Durch die Möglichkeit zur Bildung von situativen Fünferketten in Abwehr und Mittelfeld sollen die horizontalen Zwischenlinienräume besser geschlossen werden. Die vordere Dreierreihe kann das Zentrum besser verschließen und bei Verlagerungen auf die Außenverteidiger des Gegners noch schneller Druck aufbauen. Im Umschaltmoment hat man durch die Außenspieler die direkte Möglichkeit zum Kontern. Durch die enge Dreierreihe in der Abwehr mit drei kopfballstarken Spielern und die Doppelsechs davor sind auch lange Bälle und die entsprechenden Abpraller gut zu verteidigen.
Defensive Grundformation |
Im Aufbauspiel gibt es die Rückkehr zur Dreierkette und zum 3-3-3-1. Dieses wird jedoch nun stärker dazu genutzt, den Ball ruhig zirkulieren zu lassen und Bälle zu den Kreativspielern im Zwischenlinienraum zu bringen. Dafür rücken Bastians und Freier weit auf, um Breite zu geben und die Mittelfeldreihe des Gegners auseinanderzuziehen. Jungwirth und Tiffert weichen immer wieder in die Räume hinter Freier und Bastians aus, um Räume für rückfallende Bewegungen von Tasaka und Ilsö zu schaffen. Die beiden sind die primären Zielspieler für flache Vertikalpässe. Tasaka etwas tiefer als Ilsö, damit er die Zeit hat, sich zu drehen und Tempo im Zentrum aufzunehmen. Diese Rolle hat er gegen Paderborn mit Bravour ausgefüllt - leider nur für knapp 20 min. Sobald der Ball in diese Zone kommt, ziehen sich Jungwirth und Tiffert wieder zusammen und sichern ab bzw. halten die Ballzirkulation im zweiten vertikalen Drittel des Spielfelds aufrecht. Freier und Bastians bieten sich für Diagonalsprints in die Schnittstellen für Abschlüsse oder Rücklagen von der Grundlinie an. Sukuta-Pasu sorgt mit ausweichenden Läufen für die entsprechenden Räume. Sollte die Dreierkette im Aufbau aggressiv unter Druck gesetzt werden, kann weiterhin auf die langen Diagonalbälle in den halbrechten Raum zurückgegriffen werden. Ilsö, Freier und Sukuta-Pasu ballen sich dann dort, wobei Sukuta-Pasu Zielspieler ist, Freier dynamisch einläuft und Ilsö sich auf die Abpraller für den Lochpass auf Freier bzw. Bastians konzentriert.
Aufbauformation |
Ist der VfL in Rückstand oder zieht sich der Gegner weit zurück, so wird weiterhin Wert auf eine gute Möglichkeit zur Ballzirkulation und eine gute Absicherung gelegt. Als Grundformation dient ein 3-3-4. Mehr als vier Spieler tauchen nie im letzten Band auf. Innerhalb dieses Bands gibt es jedoch enorm viel Bewegung. Sukuta-Pasu dient als Initiator mit ausweichenden Bewegungen - die so geschaffenen Lücken werden direkt von Ilsö (vertikal, Aydin wäre hier noch geeigneter) und den Außenspielern (diagonal) angelaufen. Auch Wechsel zwischen dem 2. und 3. Band sind möglich, so kann Freier mit rückfallenden Bewegungen Räume für die Diagonalläufe Tifferts schaffen, der dann Flanken ins Zentrum schlägt. Tasaka kann wie schon im Aufbauspiel Dribblings in den Zwischenlinienraum für Abschlüsse und Lochpässe nutzen. Jungwirth sichert diese Bewegungen horizontal ab.
Staffelung für eine sichere Ballzirkulation bei einem sehr tiefen Gegner |
Was haltet Ihr von diesem Vorschlag? Für das Spiel gegen Dresden würde ich Freier durch Bulut und Sukuta-Pasu durch Aydin ersetzen.
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