In einem enttäuschenden Spiel kassiert der VfL seine erste deutliche Niederlage der Saison. Die Eisernen bespielen die taktischen Eigenheiten des VfL sehr gut und zeichen sich durch eine hohe Effizienz in der Chancenverwertung aus. Der VfL hingegen offenbart erneut enorme Probleme, wenn er das Spiel machen muss.
Grundformationen
Peter Neururer griff erneut auf die Startelf aus dem Hinspiel zurück. Das bedeutete, dass Danny Latza für die hängende Spitze Ken Ilsö ins Team kam. Christian Tiffert rückte von der 8er- auf die 10er-Position in einem recht klassisch interpretierten 4-2-3-1. Union Berlin stellte dieser Formation ein 4-1-3-1-1 entgegen, in welchem Damir Kreilach als einziger Sechser die Abwehr schützen und das Aufbauspiel ankurbeln sollte. Die offensive Dreierreihe mit Dausch, Köhler und Quiring zeigte sich sehr flexibel in der Positionsbesetzung auf den Flügeln und im Zwischenlinienraum.
Grundformationen in der 1. Halbzeit |
Spielbeginn
Zu Beginn des Spiels zeigte der 1. FC Union Berlin dem VfL wie der Gegner durch ein koordiniertes und ruhiges Aufbauspiel zurechtgelegt werden kann. Durch den Fokus der Bochumer 4-4-1-1 Pressingformation auf Unions einzigen Sechser Damir Kreilach und die hohe Passivität der Außenspieler Yusuke Tasaka und Piotr Cwielong konnten die Eisernen den Ball innerhalb der Viererkette in Ruhe kreisen lassen und die Bochumer zum Verschieben zwingen. Zwischenzeitlich nutzten die Offensivspieler Unions zahlreiche Positionswechsel um die raum- bzw. zonenorientierte Manndeckung der Bochumer zu bespielen. Köhler und Dausch wechselten ständig zwischen Zwischenlinienraum und Außenbahn und Quiring ging für Überladungen weit auf die rechte Bochumer Defensivseite. Auch Mattuschka ließ sich temporär in die durch die Rochaden geöffneten Räume fallen. Die kurze Zeiten, in denen die Spieler aufgrund von Übergaben frei waren, wurde dann genutzt, um Pässe aus der Viererkette in die Tiefe zu spielen. Auf diese Weise wurden zuerst die Bochumer Sechser herausgezogen, da diese natürlich versuchten, nach dem Anspiel Zugriff herzustellen, und dann der geöffnete Zwischenlinienraum anvisiert. Das Tor von Quiring in der 13. min ist ein tolles Beispiel für dieses Vorgehen.
Positionierung vor dem 0:1 |
Damir Kreilach bewegt sich flexibel zwischen den Innenverteidiger und erlaubt so eine sichere Ballzirkulation vor Bochums Pressingformation. Die Außenverteidiger rücken etwa auf Höhe der offensiven Dreierreihe vor. Nach bereits umfangreicher Ballzirkulation in Berlins Viererkette bewegt sich der Linksaußen Christopher Quiring in den Raum zwischen Bochums Stürmern und dem Mittelfeld, bekommt dort von Mario Eggimann den Ball, läuft etwas in Richtung eigener Hälfte und spielt den Ball zurück zu. Er zieht seinen potentiellen Gegenspieler Yusuke Tasaka damit ebenfalls ins Zentrum und nach vorn, so dass ein 4-3-3 bei den Bochumern entsteht. Nach dem Pass startet Quiring direkt diagonal auf die linke Seite - Tasaka lässt ihn laufen, um seine Deckungszone auf der rechten Seite wieder einzunehmen. Zeitgleich kippt Köhler hinter den linken Außenverteidiger ab während der Ball wieder nacht links zirkuliert und zieht somit Bochums rechten Sechser Danny Latza aus dem Zentrum. Der Ball geht wieder ins Zentrum und Köhler läuft sich zentral frei. Latza weicht langsam zurück in seinen halbrechten Raum und auch der linke Sechser Jungwirth rückt raus. Kreilach erkennt das Loch im Zwischenlinenraum sowie die Überladung des linken Halbraums durch Dausch und Quiring und spielt einen hohen Diagonalball in diese Zone. Terrodde kommt entgegen, zieht durch das Herausrücken und das Mitziehen seines Manndeckers Marcel Maltritz die notwendige Lücke auf und legt ab. Der Rest ist Formsache - vor allem da Freier einfach stehen bleibt, anstatt die Lücke durch Maltritz Herausrücken durch eine engere Positionierung zu schließen.
"Im Mittelfeld haben wir den Gegner nur begleitet, das hat Union hervorragend ausgenutzt."
Peter Neururer
Die flexiblen Bewegungen der Offensivreihe und das ständige Wechseln zwischen den Bochumer Zuordunungszonen sorgte dafür, dass häufig erst aggressiv Richtung Mann gerückt wurde, wenn dieser den Ball erhielt oder sich in Richtung Ball bewegte. Da die Berliner dieses Verhalten gezielt ausnutzten und sich bei den Anspielen auf Ablagen beschränkten, entstand der Eindruck, dass die Bochumer immer einen Schritt zu spät kamen. Das Bild zur Entstehung des 0:1 zeigt auch, dass die Bochum durch die zonenorientierte Deckung zwar lokale Kompaktheiten erzeugen konnte, dafür jedoch wichtige Zonen im Zentrum offenbarten. Die meisten Spieler scheinen über kaum gruppentaktisches Verständnis zu verfügen, da insbesondere die Spieler, deren Zonen grad frei von Gegenspielern waren, es versäumten, balancierende Positionen einzunehmen. Insbesondere die Außenspieler (beim Tor explizit Bastians, Tasaka und Freier) deckten teilweise sinnfrei ballferne Zonen ab, anstatt einzurücken, um die Kompaktheit in den zentralen Räumen zu erhöhen.
Offensivspiel des VfL
Eigentlich wollte ich in diesem Artikel dem Offensivspiel des VfL einen stärkeren Fokus widmen. Durch den frühen Rückstand stand der VfL auch unter dem Druck, das Spiel zu machen. Trotzdem waren kaum koordinierte Abläufe zu erkennen. Union verstand es, die Bochumer schnell auf eine Seite festzulegen. Dies wurde auch dadurch unterstützt, dass mit Ausnahme der Sechser Jungwirth und Latza, die auch mal versuchten das Spiel aus einer zentralen Position zu verlagern, überwiegend Kurzpasskombinationen gesucht wurden. So wurde häufig erneut in enge Räume hineingespielt. Die wenigen aussichtsreichen Situationen entstanden nach Überladungen durch starkes Herausrücken von Jungwirth und den Innenverteidigern mit Kurzpasskombinationen auf Links durch einem Seitenwechsel auf den einlaufenden Freier. Dieser zog jedoch immer mit einem diagonalen Lauf ins Zentrum, womit er durch seine Rechtsfüßigkeit auf Lochpässe beschränkt war. Darüber hinaus fehlten in diesen Situationen die notwendigen diagonalen oder horizontalen Läufe, um überhaupt Adressaten für diese Pässe in die entsprechenden Räume zu bekommen.
Erstaunlicher Weise verzichtete Bochum auf die in den letzten Spielen vermehrt eingesetzten langen Bälle. Dies war auch bedingt durch die sehr tiefe Grundposition Unions nach dem Führungstreffer. Sukuta-Pasu stand in Unterzahl gegen die Innenverteidiger. Kreilach kümmerte sich um die Einschränkung der Räume von Tiffert. Letzterer stellt durch sein flügelorientiertes Kombinationsspiel auch eine schlechtere Option für zweite Bälle als Ken Ilsö dar, da dieser sich lieber in den mit den langen Bällen angezielten Halbräumen aufhält und deutlich direkter (Lochpässe, Torabschlüsse) nach den Ballbehauptungen agiert. Bei den wenigen langen Bällen machte sich auch noch bemerkbar, dass Richard Sukuta-Pasu Probleme beim ersten Ballkontakt hat. Dieser springt ihm häufig etwas zu weit weg. Ist der Gegner gestreckt, kann er dies durch seinen Körper ausgleichen, indem er verhindert, dass sein Hintermann an den Ball kommt. Steht der Abwehrblock jedoch kompakt, können andere Spieler diese Bälle aufsammeln.
Erstaunlicher Weise verzichtete Bochum auf die in den letzten Spielen vermehrt eingesetzten langen Bälle. Dies war auch bedingt durch die sehr tiefe Grundposition Unions nach dem Führungstreffer. Sukuta-Pasu stand in Unterzahl gegen die Innenverteidiger. Kreilach kümmerte sich um die Einschränkung der Räume von Tiffert. Letzterer stellt durch sein flügelorientiertes Kombinationsspiel auch eine schlechtere Option für zweite Bälle als Ken Ilsö dar, da dieser sich lieber in den mit den langen Bällen angezielten Halbräumen aufhält und deutlich direkter (Lochpässe, Torabschlüsse) nach den Ballbehauptungen agiert. Bei den wenigen langen Bällen machte sich auch noch bemerkbar, dass Richard Sukuta-Pasu Probleme beim ersten Ballkontakt hat. Dieser springt ihm häufig etwas zu weit weg. Ist der Gegner gestreckt, kann er dies durch seinen Körper ausgleichen, indem er verhindert, dass sein Hintermann an den Ball kommt. Steht der Abwehrblock jedoch kompakt, können andere Spieler diese Bälle aufsammeln.
Absicherung eigener Offensivstandards am Beispiel des 0:2
Der VfL versucht durch eine hohe personelle und physische Präsenz im Strafraum, Gefahr bei Standards zu entwickeln. Die Absicherung ist dabei extrem mannorientiert. Gegnerische Spieler außerhalb des Strafraums werden durch Manndecker bewacht. Diese Aufgabe übernehmen die Flügelspieler Tasaka, Cwielong und Freier, da diese keine Gefahr bei Kopfbällen ausstrahlen und evtl. im Nachrücken mit Fernschüssen gefährlich werden könnten. Darüber hinaus wird ein weiterer Spieler abgestell, der als quasi-Libero absichert. Diese Rolle kam gestern Danny Latza zu. Aus offensiver Sicht macht diese Verteilung Sinn. Alle physisch präsenten Spieler sind in den gefährlichen Räumen aktiv. Aus defensiver Sicht ist diese Verteilung jedoch hochriskant. Dabei geht es weniger um die fehlende physische Präsenz, als viel mehr darum, dass Tasaka und Cwielong, aber auch Paul Freier, über kaum defensive Spielintelligenz verfügen. Sobald aufgrund eines verlorenen Zweikampfs oder eines Fehlers nach der Ballbehauptung eine Situation entsteht, in der defensiv improvisiert werden muss, stehen diese Spieler vor enormen Problemen. Dies zeigte sich deutlich vor dem 0:2.
Die 2. Halbzeit
Zur Halbzeit wechselte das Bochumer Trainerteam doppelt. Der angeschlagene Sukuta-Pasu und der gelbbelastete Florian Jungwirth verließen das Feld. Dafür kamen mit Ken Ilsö und Mirkan Aydin zwei Stürmer. Christian Tiffert pendelte von nun an zwischen den Positionen als 8er und 10er in einem 4-4-2/4-1-3-2. Durch diese Wechsel wurde der Fokus auf Kurzpasskombinationen noch weiter verstärkt. Mit Sukuta-Pasu fehlte der wichtige Zielspieler und ohne Jungwirth wurden auch die Verlagerungen noch weiter reduziert. In wenigen Momenten schien der VfL tatsächlich konstruktiv nach vorne spielen zu können. Es machte sich jedoch auch bemerkbar, dass dem VfL die gruppentaktischen Mittel für dieses Spiel fehlen. Es gab viele Fehlpässe, da Laufwege ausblieben oder anderes durchgeführt wurden als vom Passspieler erwartet. Darüber hinaus wurden gute Situationen für Abschlüsse verpasst und zu Gunsten von irren Lochpässen verschenkt. Besonders Ken Ilsö tat sich hierbei hervor.
Grundformationen in der 2. Halbzeit |
Die Fehlpässe boten Union die Chance zu kontern. Hierbei fiel Bochum erneut durch eine schlechte Staffelung und Entscheidungsfindung in der Rückwärtsbewegung auf. Union konnte die Führung früh ausbauen und ohne Probleme über die Zeit bringen.
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